Es gibt viele Konzepte, die als Barriere zwischen dem durchschnittlichen Vereinsspieler und einem Vertreter der Meisterklasse bestehen. Eines davon ist das mysteriöse positionelle Opfer, also ein Opfer auf längere Sicht. Dem gegenüber steht das kurzfristige Opfer, bei dem man auf Angriff spielt, in der Hoffnung, entweder mattzusetzen oder Material zu gewinnen. Langfristige Opfer sind schwieriger einzuschätzen, da die Kompensation weniger greifbar zu sein scheint. Auch fällt es vielen Spielern schwer, über längere Zeit mit einem materiellen Defizit zu spielen. Die Angst, das wertvolle Material nie wieder zu sehen wird als belastend empfunden. Demgegenüber steht folgende Erkenntnis:
Die mangelnde Bereitschaft, langfristig zu opfern führt auf zwei Ebenen zu einer empfindlichen Einschränkung des Handlungsspielraums.
Die erste Ebene betrifft Stellungen, in denen das Opfer optional, also dem Nichtopfer gleichwertig ist. Grundsätzlich gilt: Unter praktischen Erwägungen ist das Opfer dem Nichtopfer vorzuziehen, da man den Gegner damit besser unter Druck setzten kann. Es ist nunmal leichter mit der Initiative zu spielen als sich zu verteidigen. Als Verteidiger muss man erstens mehr Rechenarbeit leisten und zweitens haben Fehler größere Konsequenzen. Dies führt zu Angst und diese wiederum zu emotionalen, also suboptimalen Entscheidungen. Weitaus wichtiger sind aber die Fälle, in denen das positionelle Opfer deutlich stärker ist als konservative Optionen. Obwohl eigentlich erzwungen, wird das positionelle Opfer oft verworfen oder in vielen Fällen gar nicht erst als Möglichkeit wahrgenommen.
Ziel des Seminars ist, den Teilnehmern einen Zugang zur Kategorie der erzwungenen, also leichteren positionellen Opfer zu eröffnen. Dies ist ein realistischer Anspruch. Zu diesem Zweck werden folgende Themen behandelt:
- Untersuchung des schachlichen Materialismus
- Präsentation eines holistischen Wertesystems
- Kategorisierung der Opfer nach Schwierigkeitsgrad
- Kategorisierung der Opfer nach Kompensationstyp