Was ist der Igel?
Der Igel ist keine bestimmte Eröffnung, sondern eine Mittelspielstruktur wie z.B. der isolierte d-Bauer (IQP). Igelstellungen könne über zahlreiche Eröffnungen entstehen, so dass die Igel-Kenntnisse den eigenen Spielraum deutlich erweitern.  Das obige Diagramm zeigt ein Beispiel aus der Englischen Eröffnung. Man sieht die typischen Mermale: 1.Tausch schwarzer c-Bauer gegen den weißen d-Bauern 2.weißer Bauer auf c4 (weißer Bauer auf e4 ist optional) 3. kein schwarzer Bauer auf der 5.Reihe in der Anfangsphase.

Das schwarze Gewinnpotential
Auf den ersten Blick macht der Igel nicht viel her. Die schwarze Stellung im Diagramm sieht aus wie eine Art Festung oder Remis-Waffe. Er ist allerdings eher der Versuch, mit Schwarz auf Gewinn zu spielen. Folgende Merkmale sprechen dafür:

1. Asymmetrische Struktur
Im Igel gibt es so gut wie keine Symmetriestrukturen.  Es ist für Weiß daher schwierig, destruktiv auf Remis zu spielen.

2. Bauernüberlegenheit im Zentrum
Ist der weiße c-Bauer verschwunden (nach …b6-b5), dann ist die Bahn frei für …d6-d5.

3. Bessere Königssicherheit
Bereits in der Diagrammstellung ist die weiße Königstellung aufgelockert. Dies verschärft sich noch, wenn Weiß f2-f4 folgen läßt.

4. Gewaltiges Hebelpotential
Der Vorstoß …b6-b5 ist zwar der wichtigste, aber bei weitem nicht der einzige. Im Igel können tatsächlich ALLE Bauern als Hebel eingesetzt werden.

Metagame-Qualitäten
Der Igel beherbergt auch eine Reihe von Vorteilen, die nicht oder nur indirekt mit der konkreten Stellung auf dem Brett zu tun haben.

1. Wettbewerbsvorteil
Da die Strutur kompliziert ist und der optische Eindruck manchmal trügerisch, stellt sie eine hohe Anforderung an die Protagonisten. Dies bietet mehr Chancen auf einen Wettbewerbsvorteil als eine einfache Struktur. Da wir als Schwarzspieler eher die Experten sind als unser Gegner, spielt uns dieser Umstand in die Hände.

2. Psycho-Waffe
Als Konter-Eröffnung erlaubt der Igel dem Schwarzen, sich auf die Lauer zu legen. Der Weiße könnte sich nun in ausgeglichener Stellung bemüssigt fühlen, Eröffnungsvorteil nachzuweisen und deshalb überziehen. Aber auch wenn der Weiße keine besonders aggressiven Intentionen besitzt, kann er dazu gebracht werden, sich selbst zu schaden. Die Igelstruktur ermöglicht es dem Schwarzen nach Herzenslust zu manövrieren, zu provozieren oder dem Gegner kleine Nadelstiche zu versetzen. Für den Weißen ist es da oftmals schwierig, langfristig stillzuhalten. Irgendwann verlieren viele die Contenance und schwächen ihre Bauernstruktur.

3. Effizienz
Der Igelspieler ist in der Lage, sich in einer Vielzahl verschiedener Eröffnungen, angefangen bei der Englisch Eröffnung und diversenen Sizilianern, über Nimzoindisch und Damenindisch, bis hin zu Bogoindisch oder Königsindisch, einfach hinter seine Igelstruktur zu verschanzen. Durch diesen universellen Charakter erspart der Igel seinem Anwender Unmengen von Arbeitsstunden beim Aufbau des Eröffnungsrepertoires. Da es mehr um allgemeine Pläne geht, kommt man dann häufig ohne konkretes Theoriewissen aus.

Inhalt des Seminars
Der Schwerpunkt liegt auf den aggressiven Optionen des Igelspielers, d.h den schwarzen Bauernhebeln. Es beginnt mit den drei wichtigsten (…b6-b5, …d6-d5, …e6-e5) und endet mit dem Rest (…f7-f5, …g7-g5 und …h7-h5).